Was einst aus dem Bedürfnis nach einer Hochschul-Weiterbildung für Immobilienschätzer heraus entstand, ist längst eine Erfolgsgeschichte. Bereits zum 21. Mal startete Anfang dieses Jahres der Weiterbildungsmaster in Real Estate Management. Über 480 Studierende haben inzwischen diese Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen. Und 41 weitere peilen diesen Abschluss seit Kurzem an.
Einer, der mitten in der Weiterbildung zum Master of Advanced Studies (MAS) in Real Estate Management steckt, ist Marcel Graf aus Waldkirch (Bild). Er ist unter anderem als Immobilienmakler tätig. Graf erzählt, wieso er sich für diesen Studiengang eingeschrieben hat: «Die Entscheidung, den ganzen MAS anzupacken, fiel bei mir Etappenweise. Zuerst wollte ich nur mein Wissen rund um die Bewertung einer Immobilie vertiefen und erweitern.» Denn ohne Kenntnis der gängigen Bewertungsmethoden, sei kaum jemand in der Lage, den Wert einer Immobilie einzuschätzen. «Um zudem Chancen und Risiken eines Grundstückes zu erkennen, muss man eine gewisse Erfahrung mit dem Immobilienmarkt haben.» Nachdem Graf den Lehrgang in Immobilienbewertung erfolgreich abgeschlossen hatte, besuchte er auch noch den CAS Immobilienentwicklung. Inzwischen hat er sich entschieden, den ganzen MAS zu absolvieren. Demnächst beginnt der dritte Lehrgang (Immobilienmanagement) und dann die Phase der Masterarbeit. Wenn alles nach Plan läuft, wird Marcel Graf diesen Dezember sein Diplom entgegen nehmen können.
Fachverband forderte Lehrgang auf Hochschulniveau
Die Inhalte der einzelnen Lehrgänge und Module sind sehr praxisorientiert. Dies ist nicht zuletzt ein Ergebnis aus der engen Zusammenarbeit mit Personen aus der Praxis. So bietet die FHS St.Gallen den MAS in Real Estate Management seit Jahren in Kooperation mit der Sirea AG an. Ueli Hagger, Projektleiter im IDEE-FHS und ehemaliger Studienleiter MAS Real Estate Management, erinnert sich, wie die Weiterbildung für Immobilienfachleute Mitte der 1990-er Jahre entstanden ist: «Unter anderem verlangte der Verband der Schweizerischen Immobilienschätzer nach einer Weiterbildung auf Hochschulniveau.» Bis dahin sei eine spezifische Weiterbildung nur über die Berufsprüfung und die höhere Fachprüfung möglich gewesen.
Ursprünglich habe man die Lehrinhalte sehr stark auf technische Aspekte ausgerichtet. «Heute legen wir den Fokus auf die Immobilie als Ganzes», erzählt Heinz Lanz, der seit ein paar Jahren den MAS Real Estate Management leitet. «Wir bilden Immobilienökonomen weiter, die Immobilienprojekte wirtschaftlich entwickeln und Portfolios vernetzt bewirtschaften.» Die Studierenden lernen dafür verschiedene, aktuelle Methoden und Tools kennen.
Enge Begleitung durch Profis aus der Praxis
Um neue Trends und neue Erkenntnisse in die Weiterbildung einfliessen zu lassen, unterstützt ein Advisory Board die Lehrgangsverantwortlichen. Das Advisory Board setzt sich aus renommierten Vertretern der Immobilienbranche sowie der Wissenschaft zusammen. Arno Curschellas, Leiter Immobilienbewertungswesen Ostschweiz bei der Credit Suisse (Schweiz) AG, begründet sein Engagement im Advisory Board: «Mir ist wichtig, dass in der Weiterbildung für Immobilienfachleute die aktuellen Anforderungen und Fragestellungen aus dem Markt problemorientiert und zeitnah durch die vermittelten Lehrinhalte abgedeckt werden können. So stellt für mich das permanente Hinterfragen bezüglich der Aktualität und der wirtschaftlichen sowie praktischen Relevanz des vermittelten Wissens, ein zentraler Prozess in einem qualitäts- und praxisorientierten Weiterbildungsinstitut dar.»
Jürg Messmer wirkt ebenfalls im Advisory Board mit. Der Geschäftsführer Swiss Rees GmbH, Erlen, wird oft von Finanzinstituten für die Analyse und Beurteilung von Neubauprojekten beigezogen. Er stelle dabei fest, dass immer noch zu viele Projekte hauptsächlich aus Sicht einer «schönen» Architektur entwickelt und dabei den wirtschaftlichen Aspekten zu wenig Beachtung geschenkt würden. Messmer legt deshalb Wert darauf, dass «Studierende sollen die Immobilie in einer Gesamtschau – also von der Entwicklung und Erstellung über den Betrieb und Instandsetzung bis hin zur Erneuerung oder dem Rückbau – analysieren und bewerten können.»