Wie gelingt es Pflegefachpersonen, Menschen mit Demenz in ihrem Bedürfnis nach Bewegung zu unterstützen? Welche Chancen und Hindernisse gibt es diesbezüglich? Und wie viele Bewegung hat im Pflegealltag überhaupt Platz? Mit diesen und weiteren Fragen setzten sich die Teilnehmenden der ersten «Werkstatt Demenzpflege» an der FHS St.Gallen auseinander. Die Veranstaltung stand unter dem Motto «Gemeinsam in Bewegung». Angela Schnelli, Organisatorin der «Werkstatt Demenzpflege» und stellvertretende Leiterin des CAS Lebensweltorientierte Demenzpflege zieht Bilanz.
Frau Schnelli, mit welchem Ziel hat die FHS St.Gallen die «Werkstatt Demenzpflege» ins Leben gerufen?
Die Idee bestand darin, einen Vernetzungsanlass zu organisieren, um den fachlichen Austausch unter den Absolventinnen und Absolventen des CAS Lebensweltorientierte Demenzpflege weiterzuführen. Die Veranstaltung ist aber auch für interessierte Fachpersonen offen, die den Lehrgang nicht besucht haben. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, in diese Weiterbildung «hineinzuschnuppern».
Worum geht es im CAS Lebensweltorientierte Demenzpflege?
Im Lehrgang setzen wir uns mit der Pflege von Menschen mit Demenz in verschiedenen Settings auseinander. Zentral ist, dass wir dabei stets die Perspektive der Betroffenen und Angehörigen mitberücksichtigen. Ein Schwerpunkt liegt darauf, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz einzuschätzen und zu fördern, in dem die Pflege nach ihren Bedürfnissen ausgerichtet wird. Der CAS bietet den Teilnehmenden diesbezüglich einen Strauss an verschiedenen Möglichkeiten und Ansätzen. Zudem können sie ihr Fachwissen zum Krankheitsbild der Demenz erweitern.
Inwiefern knüpft die Werkstatt an den Lehrgang an?
Ziel ist es, ein Thema, das im Lehrgang nur am Rand behandelt werden konnte, vertieft zu betrachten. In Form der Inputreferate liefern wir Denkanstösse für die Praxis. Die Teilnehmenden lernen neue Ansätze kennen, die sie im Berufsalltag testen und weiterentwickeln können. Es ist schön zu sehen, wie viel Wissen aus dem Lehrgang bereits jetzt umgesetzt wird.
Die «Werkstatt Demenzpflege» war unter anderem der Frage gewidmet, wie Pflegefachpersonen Menschen mit Demenz Bewegung ermöglichen können. Wie wichtig ist es für Betroffene, sich zu bewegen?
Studien zeigen, dass Bewegung das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz steigert und es deshalb weniger zu herausfordernden Verhaltensweisen kommt. Sie wirkt auch unterstützend bei der Suche nach der eigenen Identität, die für das Krankheitsbild der Demenz typisch ist. Unterstützend deshalb, weil die Betroffenen sich in ihrem Körper besser spüren. Die Demenz verändert aber das Bedürfnis nach Bewegung. Es würde keinen Sinn machen, die Betroffenen zu Kniebeugen anzuleiten, um Muskelmasse aufzubauen. Vielmehr gilt es, sie in ihrer aktuellen Bewegungsfähigkeit abzuholen. Etwa, in dem man sie Tätigkeiten, die sie noch eigenständig ausführen können, selbst machen lässt. Spaziergänge – sei es draussen oder auf der Station – sind ebenfalls eine gute Möglichkeit. Auch Anreize wie Musik, Farben oder Aktivitäten, die mit der Lebensgeschichte zusammenhängen, können Menschen mit Demenz zu Bewegung motivieren.
Die Teilnehmenden der Werkstatt unterhielten sich auch darüber, wie viel Bewegung der Pflegealltag zulässt. Ist das nicht auch ein bisschen eine Frage von Zeit und Geld?
Die Diskussion hat einmal mehr gezeigt, dass nicht Zeit und Geld entscheidend sind, um Menschen mit Demenz in ihrem Bedürfnis nach Bewegung zu unterstützen. Eine viel bedeutendere Rolle spielen Flexibilität, Kreativität und Fachwissen. Auch kommt es auf die Strukturen und die Haltung der Institutionsleitung an. An unserer Veranstaltung hat sich herauskristallisiert, dass in einigen Institutionen viel Platz ist für Bewegung und dass es sehr viele motivierte Pflegekräfte gibt, die bestrebt sind, Menschen mit Demenz Bewegung zu ermöglichen. Erfreulicherweise professionalisiert sich die Pflege in diesem Bereich zurzeit stark.
Wie waren die Rückmeldungen der Teilnehmenden auf die Werkstatt?
Die 28 Teilnehmenden haben zum Schluss ein schriftliches Feedback abgegeben. Der Tenor war sehr positiv. Ausserordentlich geschätzt wurde der Austausch untereinander. Die Teilnehmenden empfanden es als hilfreich und inspirierend, zu hören, welche Erfahrungen andere Institutionen machen. Ebenfalls wurde die «Werkstatt Demenzpflege» von vielen als «günstige Weiterbildung» gelobt. Die Kosten für einen ganzen Nachmittag betrugen 20 Franken.