Was glauben Sie, wie lange ich schon an diesem ersten Satz herumstudiere? Der Anfang eines Textes fällt mir meist besonders schwer, denn er ist bekanntermassen entscheidend dafür, dass die Leserin, der Leser dranbleibt. Herzlichen Dank also, dass Sie immer noch da sind. Dieser Beitrag ist dem Thema Schreibblockade gewidmet. Ein Leiden, das Schriftstellerinnen genauso betrifft wie Journalisten oder Verfasser einer Masterarbeit. Haben Sie manchmal auch das Gefühl, dass Sie jeden Satz oder sogar jedes Wort zusammenkratzen müssen? Dann könnten Ihnen folgende Tipps helfen.
Tipp 1: Die innere Zensur ausschalten
Zweifeln Sie nicht an Ihrer sprachlichen Kompetenz oder Ihrem Intellekt, wenn Sie vor einem leeren Blatt Papier sitzen und nicht mehr weiterwissen. Möglicherweise ist dieser Zustand des Nicht-Schreiben-Könnens Ihrem Perfektionismus zuzuschreiben. Sie sind blockiert, weil sie von 0 auf 100 einen fehlerfreien und stilistisch hochstehenden Text verfassen möchten. Trennen Sie sich von diesem Anspruch und akzeptieren Sie, dass ein erster Entwurf gewisse Mängel aufweisen kann. Sie können Ihren Text jederzeit überarbeiten und finden vielleicht da und dort noch ein besseres Wort. Ein Gerüst zu haben, wenn auch mit einem nicht ganz perfekten Inhalt, schafft in jedem Fall ein beruhigendes Gefühl – und ist tausend Mal besser als ein leeres Blatt Papier.
Tipp 2: Lesen, lesen, lesen
Wer malt, schaut sich Bilder anderer Künstler an. Wer musiziert, beschäftigt sich mit Interpretationen anderer Musiker. Und wer schreibt, liest die Texte anderer Autoren. Ob Romane oder Zeitungsartikel: Lesen ist eines der bewährtesten Mittel, um ein besseres Gefühl für Sprache zu entwickeln. Und es macht Freude, sofern man den Stil des Schreiberlings mag. Lassen Sie sich inspirieren. Scannen Sie die Texte auf Merkmale, die Ihnen besonders gut gefallen und notieren Sie sich diese. Gutes von anderen abzuschauen ist nicht verboten.
Tipp 3: Beweglich bleiben und Distanz gewinnen
Ein zu langer verzweifelter Blick auf ein leeres Blatt Papier überträgt sich oft auf die Gedanken: sie werden starr. In solchen Situationen hilft es, aufzustehen und ein paar Schritte zu tun – durchs Büro, die Wohnung, den Garten oder sogar den Wald. Bewegt sich der Körper, bewegt sich auch der Geist eher. So fliessen beim einen oder anderen die Gedanken wieder. Und das Wichtigste: Man gewinnt Abstand zum Geschriebenen. Oft ist es deshalb schon ratsam, die Tischseite zu wechseln oder seinen Arbeitsplatz in einen anderen Raum zu verlegen.
Tipp 4: Ein x als Platzhalter setzen
Schreibt sich dieser Name überhaupt so? Ist diese Zahl tatsächlich korrekt? Oft beschäftigen wir uns beim Schreiben zu sehr mit Details. Muss man bei jedem Satz Kleinigkeiten auf ihre Richtigkeit überprüfen, hindert das den Schreibfluss massiv. Seien Sie also auch hier nicht zu perfektionistisch. Schreiben Sie Namen für den Anfang ruhig einmal falsch und verharren Sie nicht darauf. Oder setzen Sie einfach ein x als Platzhalter. Dieses x ersetzen Sie dann bei der Überarbeitung mit dem richtigen Namen, der richtigen Zahl oder dem richtigen Wort und schon hat alles seine Richtigkeit.
Tipp 5: Mit zeitlichem Druck den selbstauferlegten Druck verkleinern
Vielleicht erinnern Sie sich noch ans Aufsatzschreiben in ihrer Schulzeit. Was für ein Druck, das Papier in einer guten Stunde mit einem einigermassen sinnvollen und verständlichen Inhalt zu füllen! Aber es ist machbar, weil man muss. Setzt man sich selbst eine Deadline, ändert sich die Optik. Man konzentriert sich eher auf das Wesentliche, denn es geht darum, in nützlicher Frist ein möglichst solides Produkt zu schaffen. Insofern verkleinert der zeitliche Druck, den Druck, den man sich persönlich auferlegt. Den Druck, einen überragenden Text zu schreiben, der selbst die schärfsten Kritiker verblassen lässt. Im Vergleich zu den Prüfungen früher haben Sie aber heute in den meisten Fällen die Gelegenheit, nochmals an ihrem Text zu feilen und ihm zusätzlichen Glanz zu verpassen.
Wie immer gilt: Probieren geht über Studieren.