Abstand – so lautet das Zauberwort in diesen Tagen. Abstand halten von seinen Mitmenschen, aber auch Abstand nehmen von Geplantem. Ferien am Meer und selbst Spaziergänge am See fallen ins Wasser. Stattdessen sitzt man zuhause und trauert der Reise- und Bewegungsfreiheit nach. Dr. Klüger zeigt vier Wege auf, um die Welt von Stube und Küche aus zu entdecken.
Andere Länder erkunden mit Google Street View
Eine Fahrt entlang einer verschneiten norwegischen Küste, ein Rundgang durch Moskau oder ein Spaziergang durch den Bois de Boulogne im Westen von Paris: Das ist auch in Zeiten der geschlossenen Grenzen möglich – dank Google Street View. Entweder man lädt sich die kostenlose App aufs Smartphone herunter oder man ruft Google Street View über Google Maps auf.
Natürlich ist eine Reise auf dem Bildschirm kein Ersatz für einen richtigen Besuch. Doch einen ersten Eindruck kann man so allemal gewinnen. Vielleicht verfliegt auf diese Weise auch beim einen oder anderen das Fernweh. Und das virtuelle Reisen hat – abgesehen von der besseren Ökobilanz – noch etwas Gutes: Es lassen sich Orte erkunden, die man sonst vielleicht nie als Ferienziel wählen würde.
Geschichte, Kultur und Kunst virtuell erleben
Im Zuge der Coronakrise mussten Museen rund um den Erdball ihre Türen schliessen. Das bedeutet aber nicht, dass die Ausstellungen der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Denn viele Museen machen diese virtuell zugänglich. Das Landesmuseum Zürich zum Beispiel führt per Audioguide durch die Schweizer Geschichte. Dazu lädt man die Gratis-App Landesmuseum auf sein Smartphone und schon kann es losgehen. Die App «Kunst im Ohr», ebenfalls kostenlos erhältlich, hält Audiobeiträge zu zehn ausgewählten Werken der Sammlung des Kunsthauses Zürich bereit. Wer dem Museum of Modern Arts einen Besuch abstatten will, muss dafür nicht nach New York reisen. Die kostenlose App «MoMA» gewährt Einblicke in alte und neue Schätze der MoMA-Kollektion. Sei es in Werke von Jackson Pollock oder von Vincent Van Gogh. Auch im Bereich der Kunstvermittlung gibt es einige Angebote. Insbesondere für Kinder und Jugendliche. Man kann aber auch als Erwachsener etwas lernen. Zum Beispiel bietet das Museum Rietberg in Zürich virtuelle und interaktive Entdeckungsreisen an. Das Kunstmuseum St. Gallen präsentiert im Internet das «Museum zu Hause», das ein besseres Kennenlernen einzelner Kunstwerke ermöglicht. Übrigens: Auch an der FHS St.Gallen ist Kunst allgegenwärtig. Den die die Fachhochschule verfügt mit der Erker-Ausstellung über eine international bekannte Sammlung von Druckgrafiken, die zwischen 1969 und 2011 entstanden sind. Bewundern lassen sich diese auf dem virtuellen Rundgang durchs Fachhochschulzentrum.
International kochen
Warum nicht mal tibetische Momos, ein indisches Dal oder eine marokkanische Couscous-Pfanne kochen? Insbesondere jetzt, wo viele in den eigenen vier Wänden arbeiten und mehrmals pro Tag zuhause essen, tut ein wenig Abwechslung auf dem Speiseplan gut. Mit Gerichten aus fernen Ländern kann man sich zumindest kulinarisch hinaus in die Welt begeben. Und oftmals lassen sich diese mit gängigen und sogar regionalen Zutaten aus dem Supermarkt zubereiten. Einen Spezialitätenladen aufzusuchen, ist also nicht zwingend notwendig. Es sei denn, jemand möchte eine Fledermaussuppe kochen. Davon sei aber sowieso abgeraten.
Ein Besuch im Radio-Garten
Eine Fremdsprache lernen: Dieser Tipp wird oftmals aufgeführt, wenn es darum geht, eine Beschäftigung in den eigenen vier Wänden zu finden. Sich aber nur mit Grammatik herumzuwälzen, macht auf Dauer keinen Spass. Da kann es erfrischender sein, Muttersprachlern beim Sprechen zuzuhören. Eine Möglichkeit dazu bieten zum Beispiel Fernseh- oder Radiosendungen aus anderen Ländern. Das Internetportal «Radio Garden» gewährt Zugang zu mehreren tausend Radiosendern aus aller Welt. Die Bedienung ist einfach: Wer die Webseite öffnet, findet einen rotierenden Globus mit grünen Punkten vor.
Klickt man einen Punkt an, ertönt der jeweilige Live-Stream dahinter. Auf diese Weise lässt es sich akustisch um die Welt reisen – von Spanien bis nach Südafrika, von Indonesien bis nach Island und vom Wallis bis nach Wales. Damit bekommt man Sprachen nicht nur besser ins Gehör, sondern erfährt gleichzeitig auch etwas über Kultur, Politik und Gesellschaft im jeweiligen Land. «Radio Garden» ist ein gemeinnütziges niederländisches Radio- und Digitalforschungsprojekt. Es steht nicht nur über den Browser zur Verfügung, sondern auch durch eine kostenlose App.
Wie immer gilt: Probieren geht über Studieren.