Gefragte Fachkräfte: Anlässlich zweier Diplomfeiern erhielten 118 Absolventinnen und Absolventen des Weiterbildungszentrums der Fachhochschule St.Gallen (WBZ-FHS) ihr wohlverdientes Master-Diplom. In ihren Festreden ermutigten die St.Galler Kantonsratspräsidentin Imelda Stadler und der Philosoph und Publizist Ludwig Hasler sie, das Steuer jetzt bewusst zu übernehmen und die Zukunft aktiv mitzugestalten.
Dies sei der schönste Moment im Studium und wohl ein langersehnter. Mit diesen Worten eröffnete Rubén Rodriguez Startz, Leiter des Weiterbildungszentrums der Fachhochschule St.Gallen (WBZ-FHS), den festlichen Akt zur Diplomübergabe im St.Galler Pfalzkeller. 118 Studierende aus zehn Weiterbildungsmaster-Programmen haben dieses Jahr ihre Weiterbildung am WBZ-FHS abgeschlossen. An zwei Feiern durften sie ihr wohlverdientes Diplom entgegennehmen. «Geniessen Sie diesen Moment. Denken Sie aber auch an andere wertvolle Momente während Ihrer Ausbildung zurück», sagte Rubén Rodriguez Startz. Zum Beispiel an einen Moment der Erkenntnisse, oder einen, der sie persönlich weitergebracht habe.
Herausragen wie der schiefe Turm von Pisa
FHS-Rektor Sebastian Wörwag prophezeite den Diplomandinnen und Diplomanden, dass sie nun zu den umworbenen Talenten auf dem Arbeitsmarkt gehören. Gleichzeitig stünden sie im Wettbewerb miteinander. Um herauszustechen, bräuchten sie zusätzliche Kompetenzen. «Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken»,zählte er auf. In einer zunehmend anspruchsvolleren Arbeitswelt wird es immer wichtiger, komplexe Sachverhalte gut zu kommunizieren. Es braucht zudem den inneren Drang nach neuen Lösungen. «Stellen Sie die Dinge in Frage. Denken Sie das Unerwartete. Das macht Sie einzigartig», sagte Sebastian Wörwag. So wie der schiefe Turm von Pisa, der unter den 65’000 italienischen Campanile herausrage,brauche es manchmal etwas Schiefes im Leben. Es gehe aber auch darum, Grossartiges zu schaffen. «Seien Sie deshalb mehr sind als gut ausgebildete Talente. Seien Sie einzigartige und grossartige Persönlichkeiten.»
Respekt vor der Leistung
Kantonsratspräsidentin Imelda Stadler zollte der Leistung Respekt, welche die Absolventinnen und Absolventen mit ihrer berufsbegleitenden Weiterbildung bewiesen haben. Das brauche Wille, Ausdauer, Opferbereitschaft und Organisationsfähigkeit. «Diese Fähigkeiten stehen zwar nicht auf Ihrem Diplom. Sie zeichnen Sie aber genauso aus», sagte Imelda Stadler. Solche Fähigkeiten brauche es in einer immer stärker vernetzten Welt, in der sich die Anforderungen an Führungskräfte immer mehr angleichen. «Heute ist der Wandel unseres Arbeitsalltags zum courant normal geworden. Damit wir Erfolg haben, müssen wir ihn proaktiv mitgestalten.»Umso mehr würde sie sich freuen, wenn die Diplomandinnen und Diplomanden ihre Fähigkeiten jetzt in der Region einbringen. «Und so zu einer starken Ostschweiz beitragen.»
Das Gehirn anregen
Ludwig Hasler, Philosoph und Publizist, appellierte an die Diplomandinnen und Diplomanden, sich als Akteure zu verstehen und nicht als Schachfiguren, die sich beliebig hin und her schieben lassen. «Als Führungskräfte müssen Sie führen und steuern, nicht nur rudern.» Dazu brauche es einen Sinn für Ziele, eine Vista für die Zukunft. «Führen bedeutet, in Möglichkeiten zu denken. Nur so kommen wir auf Ideen, die sich nicht logisch ergeben oder errechnen lassen»,sagte Ludwig Hasler. Und genau das unterscheidet uns von der Maschine. Sie kann nicht «vorwärts denken». Ihr fehlt Leidenschaft und Kreativität. Und ihr fehlt unser Gehirn. Aber dieses braucht Nahrung. Es wolle angeregt werden, sich interessieren und nicht nur rationell durchgefüttert werden. Ludwig Haslers Rat deshalb: «Interessieren Sie sich für Dinge, die grad nicht nötig sind. Dann kommt der Geistesblitz, die Inspiration überraschend von der Seite.»
Musikalisch umrahmt wurden beide Feiern vom Ostschweizer Jazztrio «Blue Moon».
Autorin: Andrea Sterchi