Chancengerechtigkeit durchzusetzen, ist eine der Aufgaben der Schulsozialarbeit. Welche Themen die Schulsozialarbeit weiter beschäftigt und was ihr beim Lehren wichtig ist, verrät Simone Hengartner, Lehrgangsleiterin des CAS Schulsozialarbeit an der FHS St.Gallen im Gespräch mit Chris Rutishauser, Mitarbeiter des Weiterbildungszentrums FHS St.Gallen.
Welche Trends stellen aus Ihrer Sicht in der Schulsozialarbeit zurzeit die grösste Herausforderung dar?
Simone Hengartner: Der Umgang mit der wachsenden Vielfalt und den entsprechend unterschiedlichen Bedürfnissen sind grosse Herausforderungen. So zum Beispiel Flüchtlingskinder, die eingeschult werden. Aber auch die Vielfalt von Familienformen und unterschiedliche Normen und Wertevorstellungen in der lokalen Bevölkerung. Die Schule hat den Auftrag, die Chancengleichheit für alle zu gewährleisten und dies bei höchst unterschiedlichen Startbedingungen. Die Chancengerechtigkeit durchzusetzen, ist eine Herausforderung für die Schulsozialarbeit. Sie kann die Schule bzw. deren Lehrpersonen in diesem Auftrag unterstützen.
Wie fliessen diese aktuellen Entwicklungen in Ihren Lehrgang CAS Schulsozialarbeit ein?
Hengartner: Einerseits setze ich mich damit auseinander, welchen zentralen Herausforderungen die Teilnehmenden in ihrer Tätigkeit als Schulsozialarbeitende begegnen werden. Andererseits kommen die meisten Dozierenden im Lehrgang aus der Praxis. Sie wissen, was es für eine gute Adaption des Lehrinhalts in den Berufsalltag braucht. So passen wir den Lehrgang inhaltlich fortlaufend an die Entwicklungen in der Schulsozialarbeit an.
Für wen ist der Lehrgang besonders geeignet?
Hengartner: Diese Weiterbildung ist besonders geeignet für Personen mit einer Grundausbildung in der Sozialen Arbeit, die bereits berufliche Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen gesammelt haben und in das Arbeitsfeld der Schulsozialarbeit wechseln möchten. Auch Personen, die bereits eine Stelle als Schulsozialarbeiterin oder Schulsozialarbeiter haben und ihr Wissen vertiefen möchten, sind angesprochen. Nebst der Vermittlung von Basiswissen zum Berufsfeld sind die Schwerpunkte des Lehrgangs der Umgang mit Konflikt- und Krisensituationen, Lebensweltorientierung und gruppendynamische Prozesse wie beispielsweise Mobbing.
Was ist Ihnen beim Lehren und Lernen speziell wichtig?
Hengartner: Im Unterricht möchte ich das Feuer für ein Thema wecken – in diesem Fall für die Schulsozialarbeit. Ich möchte die Relevanz gewisser Inhalte verdeutlichen. Der Lehrgang ist auch geprägt durch meine eigene fachliche Position. In diesem Lehrgang geht es darum wie die Kooperation zwischen der Schulsozialarbeit, den Kindern und Jugendlichen, den Lehrpersonen und Erziehungsberechtigten gelingen kann. Es geht dabei nicht um Systemkritik. Das Verständnis für alle Beteiligten muss vorhanden sein und trotzdem müssen notwendige Veränderungsprozesse gemeinsam angegangen werden.
Hier finden Sie aktuelle Informationen zum CAS Schulsozialarbeit.
Zur Person
Simone Hengartner Thurnheer ist Dozentin im Fachbereich Soziale Arbeit an der FHS St.Gallen. Als Kind hegte sie den Wunsch Primarlehrerin zu werden. Dieser Wunsch erfüllte sie sich und unterrichtete während sechs Jahren als Mittelstufenlehrerin bevor nach Abschluss des Bachelor-Studiums in Sozialer Arbeit in die Sozialpädagogik wechselte.
Ein Zitat, an dem sie sich gerne orientiert, lautet: «Ein Fisch kann nicht auf den Baum klettern.» Ihre Erklärung dazu: «die Vielfalt unter den Kindern und Jugendlichen zu respektieren und zu schätzen, ist für mich der erste Schritt für mehr Chancengerechtigkeit an Schulen.»
In diesen Kompetenzfeldern bewegt sich Simone Hengartner Thurnheer beruflich:
- Aufwachsen und Bildung
- Kommunikation und professionelle Gesprächsführung
- Coaching Sozial- und Selbstkompetenz, Elterncoaching
- Lösungsorientierter Ansatz