Unsere Gesellschaft wird immer älter. Die demografische Entwicklung führt dazu, dass künftig weniger jüngere Arbeitskräfte zur Verfügung stehen und sich die Zahl der älteren erhöht. Das bedeutet auch, dass bis zu fünf Generationen in einem Team zusammenarbeiten. Sie haben unterschiedliche Erwartungen an die Verantwortlichen sowie an die Art der Zusammenarbeit.
«Generationenmanagement» ist hier das Stichwort. Doch wie gelingt ein optimaler Generationenmix und wie werden daraus Wettbewerbsvorteile gewonnen? Ist das Generationen-Matching eine Mission impossible? Über diese und andere Fragen wurde am OBA-Eröffnungstag am Update für Personalverantwortliche referiert und unter der Leitung von José Gomez, Zentrum für Hochschulbildung ZHB-FHS und Mitglied der Geschäftsleitung Weiterbildungszentrum WBZ-FHS, diskutiert.
Sechs Schritte, um zu scheitern
Jung, unerfahren, dominant – alt, erfahren, angepasst: Generationen sind oft mit Vorurteilen belastet. «Vorurteile entstehen durch die Biografisierung, die Art wie wir unser Leben beschreiben und betrachten», sagte Reto Eugster, Leiter des Weiterbildungszentrums WBZ-FHS, der über «Die Erfindung der Generationen – Fluch und Segen eines Trends» sprach. «Doch die meisten Vorurteile führen uns in die Irre.» So sei wissenschaftlich nicht bewiesen, dass beispielsweise ältere Menschen grundsätzlich gegen Neues sind und junge immer sprachinkompetenter werden.
Die Vorurteile gehörten denn auch zu jenen sechs Schritten, die das Generationenmanagement gemäss Eugster «zum Scheitern bringen». Die anderen fünf sind: Gesundheitsmanagement, Leitbild- und Leitlinienüberschuss, jeder Differenz ihr eigenes Konzept, Konflikte vermeiden, nichts offen ansprechen. «Wer das Generationenmanagement erfolgreich umsetzen will, macht einfach das Gegenteil von alldem», sagte der Weiterbildungsexperte mit einem Augenzwinkern.
«Wir begegnen uns auf Augenhöhe»
Der Input aus der Praxis kam von Michael Pertek, COO und Partner von Namics AG St. Gallen. Er referierte über den Paradigmenwechsel des Lernens in der «Dritten Berufsphase». «Junge wollen sich von Älteren nicht mehr die Welt erklären lassen. Sie haben Zweifel, stellen Fragen», sagte er. «Wir brauchen beides – bestehendes und neues Wissen.» Sein Unternehmen, das 520 Mitarbeitende beschäftigt, sei auf Autonomie aufgebaut. «Wir begegnen uns auf Augenhöhe.» Für Pertek werden Teamarbeit, Netzwerk und «long life learning» immer wichtiger. Diskussionsleiter José Gomez ergänzte: Lebenslang lernen sei wichtig, fürs Leben lernen aber auch.
Die wissenschaftliche Sicht auf das Generationenmanagement kam in der anschliessenden Expertenrunde von Alexandra Cloots, Wissenschaftlerin und Dozentin für Leadership und Personalmanagement an der Fachhochschule St. Gallen: «Uns beschäftigt die Frage, welche Rahmenbedingungen es braucht, damit alle Altersgruppen in einem Unternehmen ihre Leistung erbringen können.» Weil alle Firmen verschieden seien, werde es aber nicht bloss eine Lösung geben, ist sie sich sicher. Gomez resümierte zum Schluss der Veranstaltung: «Für Generationenmanagement gibt es kein Patentrezept, es ist aber auch keine Alibiübung.»
((Autorin: Marion Loher))