Schlagwort-Archive: Psychosoziale Beratung

«Einbezug ist das A und O»

Wenn Kinder und Jugendliche physischer oder psychischer Gewalt ausgesetzt sind oder unter Verwahrlosung leiden, ist die KESB gefordert. Céline Fäh, Absolventin des MAS in Psychosozialer Beratung an der FHS St.Gallen, arbeitet bei der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde. In Ihrer Masterarbeit hat sie Methoden aufgezeigt, mit deren Hilfe Sozialarbeitende, die bei der KESB tätig sind, betroffene Kinder und Eltern an der Suche nach guten Lösungen beteiligen können. Im Interview spricht die Sozialarbeiterin darüber, warum Begegnungen auf Augenhöhe mehr bewirken als mahnende Zeigefinger und was es braucht, damit der Kindesschutz in der Schweiz nicht mehr vom Wohnort der Betroffenen abhängig ist.

Frau Fäh, Sie arbeiten bei der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde KESB. Welche Prozesse laufen da ab, wenn Kinder oder Jugendliche möglicherweise Schutz benötigen?

Wir werden als Behörde aktiv, sobald eine Gefährdungsmeldung eingeht. Zum Beispiel, wenn uns eine Schule meldet, dass ein Kind öfters verwahrlost zum Unterricht kommt oder ein auffälliges Verhalten zeigt. Es ist unsere Aufgabe, solchen Meldungen nachzugehen. Bei unserer Arbeit richten wir uns jedoch stets nach dem Prinzip der mildesten Massnahme. Das bedeutet, dass wir zuerst schauen, wie die betroffenen Kinder und Eltern konkret unterstützt werden können, damit sich die Situation verbessert und stabilisiert. Nur wenn all diese Unterstützungsleistungen nicht greifen, kann es zu rechtlichen Massnahmen wie beispielsweise einer Beistandschaft oder gar einer Fremdplatzierung kommen.

Weiterlesen

Gefühle rund ums Muttersein mit Bildern ausdrücken

Als selbständige Hebamme begleitet Nathalie Hofer Frauen in und nach der Schwangerschaft. Die ambivalenten Gefühle, die mit der Entstehung neuen Lebens verbunden sind, lassen sich nicht immer in Worte fassen. Nathalie Hofer setzt deshalb in der Geburtshilfe vermehrt auf Bilder und Symbole. Eine von vielen Methoden, die sie in ihrer Weiterbildung an der FHS St.Gallen kennengelernt hat.

Auf dem Tisch in Nathalie Hofers Hebammenpraxis stapeln sich bunte Karten. Einige sind mit liebevoll illustrierten, Mut spendenden Sprüchen versehen, andere zeigen kleine Monster, die mal zufrieden, mal traurig, mal wütend dreinschauen. Diese Karten sind nicht für eine lockere Spielrunde zwischendurch gedacht. Im Gegenteil: Sie kommen mitten im Ernst des Lebens zum Einsatz. Dann, wenn es um neues Leben geht.

Nathalie Hofer ist Hebamme und seit zwei Jahren selbständig. Sie begleitet Schwangere und Wöchnerinnen. Zu ihr in die Praxis kommen Frauen nicht nur zur Schwangerschaftskontrolle oder Geburtsvorbereitung, sondern auch, wenn sie etwas aufarbeiten möchten: ob eine Fehlgeburt oder eine andere negative Erfahrung. Als Hebamme sei man nebst schönen Momenten auch ständig mit Krisen konfrontiert, sagt Nathalie Hofer. Bei der Beratung erfordere das oft einen anderen Zugang. «Gefühle rund um die Geburt sind schwer fassbar», sagt sie. In dieser sensiblen Phase können Bilder und Symbole ein Türöffner sein. Deshalb arbeitet die 30-Jährige vermehrt damit. «Besonders bei Trauer um den Verlust eines Kindes helfen Worte alleine oft nicht weiter», erklärt die Hebamme.

Weiterlesen

«Alle sollen die gleiche Chance erhalten, sich zu beteiligen»

Als Schulsozialarbeiterin hat Nelly Knöpfel immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Kinder und Jugendliche besser lernen und mehr Enthusiasmus entwickeln, wenn sie mitreden, mitwirken und mitentscheiden können. In ihrer Masterarbeit hat sich die 30-Jährige deshalb mit dem Thema Schulsozialarbeit und Partizipationsbildung auseinandergesetzt und dabei 15 konkrete Handlungsleitsätze für die Praxis ausgearbeitet. Im Interview spricht Nelly Knöpfel über den Mehrwert, den die Partizipation generieren kann, über Pseudo-Partizipation und über die Ziele, welche sie mit ihrer Masterarbeit verfolgt.

Frau Knöpfel, seit 30 Jahren sind die Rechte der Kinder in der UN-Kinderrechtskonvention* festgehalten. Artikel 12 sichert das Recht auf freie Meinungsäusserung. Kinder sollen also partizipieren können, wenn es um ihre Anliegen geht, zum Beispiel in der Schule. Wie steht es in der Schweiz darum?

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern steckt die Partizipation von Kindern und Jugendlichen hierzulande noch etwas in den Kinderschuhen. Die Schweiz hat die UN-Kinderrechtskonvention auch erst im Jahr 1997 ratifiziert. In Deutschland zum Beispiel sind partizipative Projekte an Schulen bereits ziemlich verbreitet. Allerdings ist auch in der Schweiz eine zunehmende Tendenz in diese Richtung zu beobachten – nicht zuletzt dank Forderungen aus der Politik.

Weiterlesen