Digitalisierung, Vernetzung, Prozesse optimieren – diese Themen stehen im Fokus in den Weiterbildungsmaster, die Stefan Stöckler an der FHS St.Gallen leitet. Im Interview erklärt er den Unterschied zwischen Business Process Engineering und Business Information Management. Das Gespräch führte Chris Rutishauser, Mitarbeiter des FHS-Weiterbildungszentrums.
Stefan Stöckler, welche Trends zeichnen im Bereich der Geschäftsprozesse und im Informations-Management zurzeit ab?
Stefan Stöckler: Aktueller Trend ist die (R)Evolution Industrie 4.0. Das heisst die intensive Vernetzung innerhalb der Unternehmen und über die eigene Grenze hinaus. Die betriebseigenen Systeme «reden» miteinander, unabhängig einer Beteiligung seitens der Unternehmen. Firmen, Partnerfirmen und Kunden sind in einer Weise miteinander vernetzt, wie sie es noch nie waren. Das wiederum bietet Raum für weitere Entwicklungen und Innovationen.
Es entstehen virtuelle Firmen mit neuartigen Geschäftsmodellen, die nur durch diesen Grad an Vernetzung möglich sind. Diese Unternehmen wiederum bilden mit systemübergreifenden Prozessen moderne Services und Produkte, bei denen der Kunde einen Mehrwert bekommt. Damit wären wir wieder bei dem Begriff Industrie 4.0. Die Gestaltung von neuen Geschäftsmodellen, die Planung der Prozesse und der notwendigen IT-Unterstützung sowie Aufbau und Betrieb dieser Systeme stellen eine grosse Herausforderung für unsere Unternehmen dar.
Sie leiten die beiden Weiterbildungsmaster (MAS) in Business Information Management und in Business Process Engineering. Für wen sind die beiden Weiterbildungsmaster besonders geeignet? Bei welchen Erwartungen sind sie speziell zu empfehlen?
Stöckler: Wir fokussieren wir nicht auf eine einzelne Zielgruppe. Der MAS in Business Process Management richtet sich an Teilnehmende, die sich aus dem «Business» heraus näher an die IT bewegen möchten. Der Weiterbildungsmaster Business Information Management eignet sich hingegen eher für Personen, die bereits aus dem IT-Bereich kommen und ihr Wissen vertiefen möchten. Beide Weiterbildungen befähigen die Teilnehmenden, ihre Unternehmen sicher durch die Digitalisierung zu bringen. Sie sind in der Lage die Geschäftsprozesse der Unternehmen IT-technisch zu optimieren und damit konkurrenzfähig zu halten.
Worin unterscheiden sich Ihre beiden Weiterbildungsmaster von anderen Angeboten mit diesen Themenschwerpunkten?
Stöckler (überlegt): Ich denke der Unterschied liegt im Gesamtpaket. Die einzelnen Lehrveranstaltungen sind aufeinander abgestimmt und stehen nicht als einzelne Themenblöcke. Nehmen wir den CAS Requirements Engineering, der Bestandteil beider MAS ist, als Beispiel. In diesem Lehrgang wird in den Fallbeispielen immer wieder die gleiche Ausgangslage von einer anderen Seite betrachtet. Dadurch verknüpfen die Teilnehmenden einzelne Faktoren miteinander und gelangen schlussendlich zu einer Gesamtübersicht der Thematik. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Themen branchenübergreifend sind und auf alle Unternehmensgrössen anwendbar sind. Das zeigt sich auch in der Herkunft der Teilnehmenden.
Was ist Ihnen beim Lehren und Lernen wichtig?
Stöckler: Das Wissen muss theoretisch gut fundiert sein, aber praxisnah, zur direkten Anwendung vermittelt werden. Ich sage immer: Es geht darum «Know-how» für das «Do-now» zu vermitteln. In den Lehrgängen wird der Lernstoff immer wieder in Gruppen direkt mit Fallstudien geübt. In allen CAS werden auch Fallstudien als Seminararbeiten erstellt. In den beiden Lehrgängen CAS Führung und Steuerung der IT und IT-Architekturen und -Technologien wählen die Teilnehmenden das Thema ihrer Fallstudien selber und habe so die Möglichkeit den Schulstoff direkt im eigenen Unternehmen umzusetzen.
Detaillierte Informationen zu den beiden Weiterbildungsmaster (MAS) finden Sie unter MAS in Business Information Management und MAS in Business Process Management.
Zur Person:
Dr. techn. Stefan Stöckler ist Dozent für Wirtschaftsinformatik an der FHS St.Gallen. Er pflegt seine Vorlesungen mit den Worten «Genug gescherzt heute» zu beenden. Im Kindesalter träumte er davon Feuerwehrmann zu werden. Heute ist er neben seiner Lehrtätigkeit im Institut für Informations- und Prozessmanagement IPM-FHS engagiert. Seine beruflichen Kompetenzfelder sind:
- Requirements Engineering und Requirements Management
- Business Process Engineering
- Evaluation und Implementierung von Business Software
- Big Data, Business Intelligence und Data Warehouse