Theoretisches Wissen mit der Praxiserfahrung zu vernetzen, ist ein wichtiger Grundsatz in allen Lehrgängen des Weiterbildungszentrums der FHS St.Gallen. Was bedeutet «Praxistransfer»? Wie transferieren die Teilnehmenden ihr neues Wissen in ihren Arbeitsalltag? Silvia De Luca besucht aktuell den CAS Coaching und steckt mitten in den Vorbereitungen für ihre Abschlussarbeit. Sie berichtet von ihren konkreten Erfahrungen aus dem Lehrgang.

Silvia De Luca, wie erleben Sie den Unterricht im CAS Coaching?

De Luca: Unsere Dozierenden bringen langjährige Erfahrung aus dem Bereich Coaching mit. Sie vermitteln uns Theorien über Methoden und Modelle. Sehr oft veranschaulichen sie anhand von konkreten Beispielen aus ihrem Arbeitsalltag zielführende Handhabungen. Im Unterricht beschäftigen wir uns jedoch nicht nur mit Methoden und Modellen, sondern arbeiten auch an uns selbst. Wir reflektieren unsere eigene Haltung und lernen viel über uns.

Inwiefern sind die Lehr- und Lernformen auf den Lehrgang zugeschnitten?

De Luca: Jeweils zu zweit oder in kleinen Gruppen üben wir Coaching-Sequenzen entlang des Unterrichtsstoffes. Alle bringen eigene, persönliche Themen ein. Mit diesen Gruppenarbeiten lernen wir einerseits, die richtigen Fragen zu stellen und die verschiedenen Methoden anzuwenden. Andererseits erleben wir quasi am eigenen Leib, wie sich unsere Klientinnen und Klienten in einer solchen Situation fühlen. Wir spüren so eins zu eins die Wirkung und lernen zu verstehen, was für uns selber ein gutes Coaching ausmacht.

Wie setzen Sie den Praxistransfer innerhalb des Lehrgangs um?

De Luca: Bestandteil des Leistungsnachweises ist, ein eigenes Coaching-Projekt durchzuführen. Wir suchen nach einer Person, die ein Anliegen hat und bereit ist, dieses in mehreren Coaching-Sequenzen mit uns zu bearbeiten. Dabei versuchen wir, die Ausgangslage möglichst genau zu ermitteln, Ziele zu formulieren und begleiten die Klientin oder den Klienten bei der Lösungsfindung. Dieses Projekt empfinde ich als sehr spannend, da wir das Erlernte aus dem Unterricht direkt in der Praxis umsetzen.

Der Lehrgang beinhaltet auch eine Gruppensupervision. Was passiert da?

De Luca: Unsere Klasse wurde in Gruppen mit je vier oder fünf Teilnehmenden eingeteilt. Jede Gruppe wird von einem Supervisor oder eine Supervisorin begleitet. Jedes Gruppenmitglied stellt sein Coaching-Projekt vor. Der Supervisor oder die Supervisorin «coacht den Coach» anschliessend im Einzelgespräch, während die anderen Gruppenmitglieder zuhören. Dadurch profitieren wir gleich mehrfach: Einerseits begleitet eine Fachperson unser Coaching-Projekt. Andererseits empfinde ich den Lerneffekt beim Zuhören als enorm. Unser Supervisor involviert alle und befragt die Gruppe zu gewissen Themen. Am Ende profitiert auch die Klientin oder der Klient unseres Coaching-Projekts von den Inputs und gesammelten Ideen für die nächsten Schritte zur Lösung ihres oder seines Anliegens.

Wie wird der Praxistransfer abgeschlossen?

De Luca: Unser Praxisprojekt müssen wir innert einer vorgegebenen Frist abschliessen. Ob wir anschliessend mit unseren Klienten weiterarbeiten möchten, ist uns überlassen. Neben dieser Projektarbeit verfassen wir auch eine schriftliche Arbeit. Diese besteht aus zwei Teilen: aus einem Projekt-Bericht sowie aus einem theoretischen Teil. Das kann beispielsweise eine Methode oder ein Modell aus dem Lehrgang sein, dass man vertieft betrachten möchte. Idealerweise steht der theoretische Teil im Kontext zum Coaching-Projekt.  In einer rund zehnminütigen Präsentation stellen wir der Lehrgangsleitung und den anderen CAS-Teilnehmenden den Inhalt unserer Abschlussarbeit vor. Ob wir alle Leistungsnachweise (hoffentlich) bestanden haben, erfahren wir direkt im Anschluss an diese Abschluss-Präsentation. (grinst).

Silvia De Luca, besten Dank für das ausführliche Gespräch und viel Erfolg für die Abschlussarbeit.

Zur Person:

Silvia De Luca arbeitet als Kundenberaterin und Teamleiterin im Weiterbildungszentrum der FHS St.Gallen. Seit Juni 2017 besucht sie berufsbegleitend den CAS Coaching.